Typographische Konzeption & Satz

Einen Text gestalten heißt, ihn les­bar zu machen. Das klingt zunächst banal, ist aber nicht selbst­ver­ständ­lich. Les­bar­keit wird durch die har­mo­nische Ein­rich­tung zahl­rei­cher typo­gra­phi­scher Para­meter unter Berück­sich­ti­gung lese­physio­logi­scher Vor­aus­set­zun­gen erreicht. Ins­beson­dere stark struk­tu­rier­te Texte be­dür­fen einer kla­ren Lese­lei­tung durch ein differen­zier­tes und trans­paren­tes typo­gra­phi­sches Kon­zept. Eine wissen­schaft­liche Leis­tung ver­dient eine an­gemes­sene Form­gebung, die den Zweck einer rei­bungs­losen Rezep­tion er­fül­len muss. Für uns heißt das, die indi­vi­duel­len Heraus­for­de­rungen eines jeden Pro­jekts zu er­fas­sen und in kon­ti­nu­ier­licher Kom­mu­ni­ka­tion mit den Ver­ant­wort­lichen ins Werk zu setzen.

Der Gegen­stand unserer wissen­schaft­lichen Neu­gierde ist auch der Gegen­stand unserer gestal­teri­schen Arbeit.

Die Disziplin, in der wir wissen­schaft­lich spe­zia­li­siert sind, ist die Edi­tion his­to­ri­scher und lite­ra­ri­scher Texte, die kriti­sche Unter­suchung ih­rer Über­lie­fe­rung und deren plau­sible Dar­stel­lung und Kom­men­tie­rung. Die beson­dere Heraus­for­de­rung dabei ist, Un­sicht­ba­res sicht­bar zu ma­chen, his­to­ri­sches Wer­den zu er­schlie­ßen: das mate­riel­le Arte­fakt auf seine Ent­ste­hungs­bedin­gun­gen hin be­fra­gen, die all­ge­mein tech­ni­schen wie die indi­vi­du­ell inten­tio­na­len. Edi­to­ri­sche und doku­men­ta­ri­sche Publi­ka­tio­nen aus den ver­schie­de­nen Ge­schichts-, Kultur-, Kunst­wissen­schaf­ten und Philo­lo­gien sind des­wegen bei uns in den bes­ten Hän­den.
Kaum eine Gestal­tung mit Schrift ist so heraus­for­dernd wie Edi­tions­typo­gra­phie. Und kaum eine wis­sen­schaft­liche Publi­ka­tion ist so an­spruchs­voll in ihrer Rezep­tion. Was für Wis­sen­schafts­texte grund­sätz­lich gilt, muss auf­grund des hohen Kom­plexi­täts­grads edi­to­ri­scher Ar­bei­ten beson­ders sorg­fäl­tig durch­dacht und über­aus auf­merk­sam um­gesetzt wer­den: Die makro- wie mikro­typo­gra­phisch diffe­ren­zie­ren­den Ele­men­te, wie struk­tu­rie­ren­de Kapi­tel­über­schrif­ten, Mar­gi­nal­spal­ten oder Ras­ter sowie Kodie­run­gen durch ver­schie­dene Schrif­ten und Aus­zeich­nun­gen, müs­sen lese­freund­lich ge­stal­tet und doch in ihrer Sys­te­ma­tik er­kenn­bar sein. Kennt­nis der zu­grunde­lie­gen­den wissen­schaft­li­chen Metho­dik ist für eine gelin­gende Edi­tions­typo­gra­phie zen­tral. Wäh­rend Tran­skrip­tio­nen, Appa­rate, Kom­men­tare, Glos­sare, Kon­kor­dan­zen, metri­sche Skan­sio­nen und der­glei­chen Ande­re resig­nie­ren las­sen, brin­gen sie uns die Freu­de an der Ar­beit.
Bei Katalogen liegt eine wesent­liche Auf­gabe der Text­gestal­tung in der Ras­ter­bil­dung. Das Ras­ter setzt die in­halt­li­chen Ele­men­te (Text und Bild) in ein re­zep­tions­lei­ten­des Span­nungs­ver­hält­nis: im Sin­ne ei­ner Gleich­wer­tig­keit, einer hier­ar­chi­schen Ord­nung, ei­ner Chrono­lo­gie o.ä. So wer­den In­for­ma­tio­nen koor­di­niert und ge­wich­tet. Wie bei Edi­tio­nen wird auch hier be­son­ders deut­lich, wie eng die typo­gra­phi­sche Ar­beit mit der wis­sen­schaft­lichen oder künst­le­ri­schen ver­zahnt ist – oder sein sollte. Das Buch­for­mat und das auf der Buch­seite ste­hen­de Bild zu­sam­men mit dem bspw. er­läu­tern­den Text sol­len er­kenn­bar auf­ein­an­der ab­ge­stimmt sein. Das ein­zel­ne Ele­ment darf von den be­nach­bar­ten nicht er­drückt wer­den, son­dern jedes soll das an­de­re stüt­zen. Je mehr Ele­men­te auf der Sei­te ste­hen, desto bes­ser muss das platz­öko­no­mische Ras­ter vor­be­rei­tet sein.
Die vermeintlich einfache Auf­gabe, Zei­chen zu einer Text­form zu grup­pie­ren, er­for­dert nicht nur in Publi­ka­tio­nen mit ver­schie­de­nen Ver­weis­metho­den und Text­ebe­nen eine gut durch­dach­te Detail­arbeit. Für jedes Pro­jekt neh­men wir uns die Zeit, auch mikro­typo­gra­phi­sche De­tails zu per­fek­tio­nie­ren, die über ortho­typo­gra­phi­sche Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten und eine sinn­volle Ver­wen­dung von Liga­tu­ren hin­aus­gehen: Bei man­chen Schrif­ten etwa müs­sen auf­grund von pro­ble­ma­ti­schen Zei­chen­kolli­sio­nen ent­spre­chen­de Ab­stän­de pro­gram­miert oder in text­kri­ti­schen Ko­die­run­gen oft wech­seln­de Zei­chen­for­mate buch­sta­ben­getreu zu­geord­net wer­den. Es be­darf Zeit, Geduld und Hand­arbeit, wis­sen­schaft­licher Leis­tung auch in der Form ge­recht zu wer­den.
Die Entwick­lung neuer Schrif­ten für die digi­ta­le und für die Print­pro­duk­tion ist in den letz­ten zwei Jahr­zehn­ten ra­sant fort­ge­schrit­ten. Es ent­ste­hen dabei auch für die ver­schie­de­nen wis­sen­schaft­lichen Be­dürf­nisse her­vor­ra­gen­de In­stru­men­te. In dieser Ent­wick­lung blei­ben wir auf dem Lau­fen­den und fin­den das pas­se­nde Schrift-Set für Ihr Pro­jekt, auch für fremd­spra­chi­ge Zei­chen­sät­ze wie etwa Grie­chisch, Kyril­lisch oder Hebrä­isch.